Café Garbo im Cinema

Gute Filme und gutes Essen gehören zusammen. Ob es deshalb im Cinema kein Popcorn gibt? Jens Schneiderheinze lacht. „Ja, vielleicht. Aber es wäre auch nicht schön, wenn das ganze Café nach Popcorn riecht." Denn das Café Garbo und das Programmkino Cinema haben mit Jens Schneiderheinze und Thomas Behm nicht nur gemeinsame Betreiber, sie gehören auch räumlich zusammen.

Wo früher das Kassenhäuschen in einem Vorraum mit Wartehallencharme stand, wurden 1998 Café und Kneipe eröffnet. Eine Entscheidung, die auch unternehmerisch wichtig war. „Die Gewinne aus der Gastronomie finanzieren unser Kino-Programm", sagt Jens. Ein wichtiges Standbein in der wechselvollen Geschichte des letzten Programmkinos der Stadt.

1997 gründeten Jens Schneiderheinze und Thomas Behm die CINEMA Filmtheater GmbH, als Gesellschafter dabei ist Felix Esch, der das 1968 gegründete Kino 1990 mit den Münsterschen Filmtheater Betrieben im Zuge der Konzentration der Kinolandschaft in Münster übernommen hatte. Für die beiden neuen Betreiber war klar, dass sie die Geschichte des Cinemas als preisgekröntes Programmkino mit einem anspruchsvollen und politischen Programm fortsetzen wollen. Gemeinsam hatten sie bis dahin das Programm „Rosa Linse-/Cuba"-Kino gemacht, mit dem Cinema bekam ihre Kinoleidenschaft auch unternehmerische Füße. Inzwischen  gehören 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen zum Team, ein Drittel davon mit Vollzeitverträgen.

Das Café gehörte für beide von Anfang an zum Konzept, aber auch das brauchte eine gewisse Anlaufzeit. Zuletzt schrillten 2004 die Alarmglocken. Denn obwohl das Cinema u.a. 2001 mit dem Preis für das beste bundesdeutsche Kinoprogramm und 2003 für das beste Kinoprogramm in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden war, drohte der Konkurs. Es kam einfach nicht genug Publikum. Eine große Solidaritätsaktion rettete das Unternehmen. Als 2005 im Café erneut renoviert wurde und die Fensterfront so gestaltet wurde, dass sie im Sommer geöffnet werden kann, bekam auch das Garbo noch einmal einen Kick.

„Wir machen hier keine raffinierte Restaurantküche", beschreibt Jens Schneiderheinze das Konzept. „Bei uns ist alles ehrlich, frisch und hausgemacht. Wenn Butter drauf steht, dann ist auch echte Butter drin." Regionale und fair gehandelte Produkte stehen auf der Einkaufsliste, Bio-Produkte soweit sie den Kostenrahmen nicht sprengen. Gerade bei Wurst- und Fleischwaren sei es schwierig, die hohen Kosten im Einkauf nachvollziehbar an die Gäste weiterzugeben. „Bio-Produkte", so Jens Schneiderheinze, „schätzen die Gäste, sie kommen aber nicht deshalb zu uns." cibaria liefert an das Kino-Café Brötchen für‘s Frühstück und Ciabatta, Produkte aus Bio-Weißmehl kommen auch hier gut an.
Gastronomie haben die Betreiber beide nicht gelernt - „Kino aber auch nicht", ergänzt Jens lachend. Die Maxime sei ganz einfach. „Wenn ich einen schönen Abend mit einem schönen Film verbringe, dann will ich auch gut essen und trinken."

Eine gelebte Alternative seien das Kino und die dazugehörige Kneipe. Ebenso wie das 4telfest, das sie seit einigen Jahren an der Warendorfer Straße rund ums Cinema organisieren. Ganz anders als bei sonstigen Straßenfesten öffnen die Viertelbewohnerinnen und -bewohner hier ihre Gärten und Hinterhöfe, für Musik, Flohmärkte, Kaffee und Kuchen. „Unser Fest ist ein kommerzfreier Raum, in dem die Leute sich gleichberechtigt vernetzen. Das kostet auch Zeit und Geld. Aber das tut vor allem der Seele gut."

(Das nächste 4telfest ist am Samstag, den 30. Juni 2012)

www.cinema-muenster.de